Zu den Fragen für PatientInnen

Zu den Fragen für zuweisende Therapeuten

Zu den Fragen für JournalistInnen


Für PatientInnen

Wer führt die Studie durch?
Die EPIsoDE-Studie wird federführend vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim (Studienleiter: Prof. Dr. Gerhard Gründer) durchgeführt. Projektpartner und zweites Studienzentrum ist die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité Berlin Campus Mitte. Projektfördere sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die MIND Foundation.

Die Studie wurde vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und der Ethikkommission II der Universität Heidelberg genehmigt. Die Finanzierung der Studie erfolgt durch eine Forschungsförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).

Wer sind die beteiligten Institutionen?
Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) ist ein psychiatrisch-psychotherapeutisches Forschungsinstitut und Universitätsklinikum in Mannheim. Als international anerkanntes Zentrum für Forschung und Behandlung in Psychiatrie, Psychotherapie und Neurowissenschaften trägt das ZI zu einem besseren Verständnis psychischer Erkrankungen, zur Entwicklung neuer Behandlungsmethoden sowie zur Verbesserung der sozialen Situation psychisch Kranker bei.

Die Charité Berlin ist ein traditionsreiches Universitätsklinikum, das die medizinischen Fakultäten der Humboldt Universität und der Freien Universität Berlin vereint. Das Krankenhaus ist eine der forschungsintensivsten medizinischen Einrichtungen in Deutschland mit zahlreichen Exzellenzprojekten und Sonderforschungsbereichen der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Die MIND Foundation ist eine europäische gemeinnützige Forschungs- und Bildungsorganisation. MIND ist ein Studienpartner, der Expertise, Personal und Mittel für die EPIsoDE-Studie zur Verfügung stellt. MIND hat es sich zur Aufgabe gemacht, Experten und der Öffentlichkeit eine evidenzbasierte Aufklärung über psychedelische Behandlungen, Integration, Schadensminderung und menschliche Entwicklung zur Verfügung zu stellen.

Unter welchen Voraussetzungen kann man an der Studie teilnehmen?
Voraussetzung für die Teilnahme ist eine diagnostizierte mittelgradige bis schwere unipolarer Depression. Darüber hinaus sollte eine Therapieresistenz vorliegen, das heißt Sie haben in der Vergangenheit auf mindestens zwei adäquate Behandlungen mit Antidepressiva nicht angesprochen. Vor der Aufnahme in die klinische Studie wird ein ausführliches Screening durchgeführt, um beurteilen zu können, ob Sie die gesundheitlichen Voraussetzungen für eine Teilnahme an der Studie erfüllen.

Kann ich teilnehmen, wenn ich an einer bipolaren Störung oder einer anderen schweren psychiatrischen Störung (z. B. Schizophrenie) leide?
Nein. Aufgrund des Schwerpunkts dieser Studie und des frühen Entwicklungsstadiums dieser Therapie können nur Menschen mit einer unipolaren Depression an der Studie teilnehmen. Für Menschen mit anderen schweren psychiatrischen Erkrankungen ist diese Studie nicht geeignet.

Kann ich teilnehmen, wenn ich Psychopharmaka oder andere Substanzen einnehme?
Um teilnehmen zu können, müssen Sie psychiatrischen Medikamente, wie Antidepressiva oder antipsychotische Medikamente für mindestens zwei Wochen lang gänzlich abgesetzt haben. Falls Sie aktuell eine antidepressive Medikation einnehmen, kann diese in enger Zusammenarbeit mit Ihrem ambulanten Therapeuten für die Teilnahme an dieser klinischen Prüfung ausgeschlichen werden.

In welchen Fällen kann ich nicht teilnehmen?
Wenn einer der folgenden Punkte auf Sie zutrifft, ist die Studie für Sie nicht geeignet:

  • Sie haben eine persönliche oder familiäre Vorgeschichte von bestimmten psychiatrischen Erkrankungen (z. B. Psychosen)
  • Sie haben körperliche oder neurologische Erkrankungen, die der Einnahme eines Psychedelikums entgegenstehen.
  • Sie sind schwanger oder stillend.

Gibt es eine Altersbegrenzung für die Teilnahme an der Studie?
Sie müssen bei Studieneinschluss zwischen 25 und 65 Jahren alt sein.

An wen kann ich mich wenden, um an der Studie teilzunehmen?
Die Studienrekrutierung ist abgeschlossen.

Wir arbeiten intensiv daran, sowohl weitere klinische Studien mit Psychedelika bei psychischen Erkrankungen als auch Behandlungen außerhalb von klinischen Studien zu ermöglichen. Auf unserer Homepage (https://www.zi-mannheim.de/forschung/abteilungen-ags-institute/molekulares-neuroimaging.html) können Sie sich über unsere Forschungstätigkeiten informieren.

Wenn Sie an der Teilnahme an einer neuen klinischen Studie mit einem Psychedelikum (nicht Psilocybin) bei therapieresistenter Depression am ZI Mannheim interessiert sind, wenden Sie sich bitte an die folgende Adresse: psychedelika-studien@zi-mannheim.de

Wenn Sie Interesse an der Teilnahme an einer Studie mit einem Psychedelikum (nicht Psilocybin) an der Charité Berlin haben, melden Sie sich bitte unter dieser E-Mail-Adresse: psychedelika-studien@charite.de

Wann beginnt die Studie und wie lange wird sie dauern?
Anfang 2021 haben wir mit der Aufnahme der ersten Patienten begonnen. Jeder Patient ist jeweils etwa drei Monate in Behandlung und hierfür mehrfach persönlich in Berlin und Mannheim anwesend. Danach schließt sich eine Phase der Nachbeobachtung an, in der jeweils ein Nachbeobachtungstermin sechs und zwölf Monate nach der Behandlung stattfindet. Die Studie wird voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2024 abgeschlossen sein.

Welche Risiken bestehen bei einer Teilnahme an der Studie?
Sie werden während der gesamten Therapie von mehreren Fachleuten überwacht. Abgesehen davon kann eine Therapie mit Psilocybin vorübergehende Angst- oder Panikgefühle hervorrufen. Die Teilnehmer können mit unterdrückten Erinnerungen oder Emotionen konfrontiert werden. Im Falle eines vorher bestehenden Psychoserisikos kann eine psychedelische Sitzung eine psychotische Episode verschlimmern oder auslösen. Das ist der Grund dafür, dass Menschen mit psychotischen Episoden in ihrem Lebenslauf oder einer familiären Vorgeschichte einer psychotischen Erkrankung von der Teilnahme ausgeschlossen werden. Vor Beginn der Studie werden Sie ausführlich über Risiken der Studienteilnahme und Behandlung informiert.

Werde ich für die Teilnahme bezahlt?
Nein, eine Bezahlung oder Erstattung der Reisekosten ist nicht vorgesehen.

Wo werden die Therapiesitzungen und Studienvisiten stattfinden?
Die Sitzungen finden entweder in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Charité Berlin Campus Mitte oder im Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim statt.

Wer wird mich beaufsichtigen?
Während der Behandlungssitzungen werden Probanden von zwei ausgebildeten Fachkräften (PsychologInnen und ÄrztInnen) beaufsichtigt. Ein Arzt/eine Ärztin ist immer anwesend.

Wie zeit- und kostenaufwendig ist die Teilnahme? Muss ich eine Freistellung von der Arbeit beantragen?
Insgesamt kommen bei einer Studienteilnahme mindestens 12 Visitentermine über einen Zeitraum von ca. 13 Monaten auf Sie zu. Es wird mehrere Vorbereitungssitzungen sowie jeweils zwei psychotherapeutische Sitzungen nach den beiden Substanzsitzungen geben. Die Substanzsitzungen selbst finden stationär statt, was bedeutet, dass Sie nach einer solchen Sitzung eine Nacht in der Klinik verbringen werden.

Es ist notwendig, sich für die Substanzsitzungen, die etwa 8 Stunden dauern, und den jeweils darauffolgenden Tag, frei zu nehmen. Sie werden in der Klinik übernachten und am nächsten Tag ein Gespräch mit ihren Therapeuten führen, Fragebögen ausfüllen und Nachuntersuchungen durchlaufen, die einige Stunden dauern werden. Darüber hinaus wird es Visiten für Screening-, Vorbereitungs- und Integrationssitzungen und zur Beurteilung der Effekte der Therapie geben, die jeweils mehrere Stunden dauern werden. Insgesamt gibt es mindestens 12 Studienvisiten über einen Zeitraum von 13 Monaten.

Werden Sie in der Lage sein, die Studie trotz der Einschränkungen von COVID-19 durchzuführen?
Alle Richtlinien des Bundesgesundheitsministeriums werden befolgt und alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen werden getroffen. In Abhängigkeit vom Infektionsgeschehen und falls zum Zeitpunkt der Studienteilnahme nötig, werden wir die Teilnehmer zu verschiedenen Zeitpunkten während der Studie testen.

Besteht die Gefahr, dass ich süchtig nach Psilocybin werde?
Es gibt keine Hinweise darauf, dass Psilocybin abhängig macht.

Was ist Psilocybin?
Psilocybin ist eine psychedelisch wirkende Substanz, die in einigen Pilzarten der Gattung Kahlköpfe vorkommt (z. B. Psilocybe cubensis). Er wird im menschlichen Körper in Psilocin umgewandelt, das bei Einnahme einen tagtraumähnlichen Zustand auslöst, der oft mit verstärkten Emotionen und veränderter Wahrnehmung einhergeht. Dieser Zustand hält in der Regel vier bis sechs Stunden an. Bei Begleitung durch eine/n Arzt/Ärztin und PsychologInnen wie in der EPIsoDE-Studie hat sich die Psilocybin-Einnahme zu therapeutischen Zwecken bei unipolarer Depression in früheren Studien als sicher erwiesen.

Wie kann ich auch nach dem Ende der Studie Psilocybin erhalten?
Es ist uns nicht möglich, häufiger oder mehr Psilocybin abzugeben als das Studienprotokoll vorschreibt. Außerhalb einer zugelassenen klinischen Prüfung handelt es sich bei Psilocybin weiterhin um ein nicht zugelassenes Betäubungsmittel, das in Deutschland nicht legal verabreicht oder verschrieben werden kann.

Wie lange wird es dauern, bis Psilocybin nach dieser Studie für Therapien verfügbar ist?
Es kann mehrere Jahre dauern, bis medizinisch-wissenschaftliche Fortschritte als sicher und wirksam angesehen werden. Die ersten Studienergebnisse waren positiv, aber weitere Forschung ist notwendig. Zum jetzigen Zeitpunkt und bei entsprechend positiven weiteren Studienergebnissen könnte es zwischen 5 und 10 Jahren dauern, bis die psychedelische Therapie allgemein verfügbar ist.

Wie bin ich während einer Studienteilnahme gegen Risiken abgesichert?
Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit hat für die Studienteilnehmer beider Studienzentren eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen.

Wie sind die Sitzungen aufgebaut?
Die Behandlung erfolgt in zwei zirka achtstündigen Substanzsitzungen im Abstand von sechs Wochen. In den Substanzsitzungen erhalten die Patienten entweder 5 oder 25 mg Psilocybin oder ein Placebo. Zusätzlich werden Patienten insgesamt drei Vorbereitungssitzungen von je zwei Stunden Dauer haben, um ihre TherapeutInnen kennenzulernen, verschiedene Fragebögen auszufüllen, physiologische Messungen durchzuführen und die Substanzsitzung vorzubereiten. Die Substanzsitzung dauert 8 Stunden, gefolgt von zwei Integrationssitzungen einen Tag und eine Woche nach jeder Substanzsitzung, um die Erfahrung mit therapeutischer Unterstützung in den persönlichen Sinnrahmen zu integrieren und für das persönliche Leben nutzbar zu machen.

Erhalten alle Patienten in der Studie Psilocybin?
Durch das besondere Studiendesign erhält jeder Patient mindestens einmal eine vermutlich therapeutische Dosis Psilocybin. Ein Teil der Studiengruppe erhält in zwei Sitzungen Psilocybin, während der Rest der Gruppe einmal ein Placebo und einmal Psilocybin erhält.

Wer führt die Behandlung durch?
Die Behandlung wird von weitergebildeten und erfahrenen PsychiaterInnen und anderen ÄrztInnen sowie PsychotherapeutInnen und PsychologInnen durchgeführt.

In welcher Form darf ich über die Teilnahme in der Presse berichten?
Für den Studienverlauf ist es wichtig, dass der Verlauf und das Erleben der TeilnehmerInnen nicht durch Berichte anderer Teilnehmer beeinflusst werden. Daher ist es erst nach Abschluss der gesamte Studie und einer Nachbesprechung mit dem Studienteam möglich, öffentlich über die eigen Erfahrung zu berichten


Für zuweisende Therapeuten

Kann ich PatientInnen überweisen?
Die Studienrekrutierung ist abgeschlossen.

Wir arbeiten intensiv daran, sowohl weitere klinische Studien mit Psychedelika bei psychischen Erkrankungen als auch Behandlungen außerhalb von klinischen Studien zu ermöglichen. Auf unserer Homepage (https://www.zi-mannheim.de/forschung/abteilungen-ags-institute/molekulares-neuroimaging.html) können Sie sich über unsere Forschungstätigkeiten informieren.

Wenn Sie an der Teilnahme an einer neuen klinischen Studie mit einem Psychedelikum (nicht Psilocybin) bei therapieresistenter Depression am ZI Mannheim interessiert sind, wenden Sie sich bitte unter Angabe Ihrer vollständigen Kontaktdaten, Ihres Geburtsdatums und der Erklärung, dass Sie mit der Speicherung dieser Daten einverstanden sind, an die folgende Adresse: psychedelika-studien@zi-mannheim.de

Wenn Sie Interesse an der Teilnahme an einer Studie mit einem Psychedelikum (nicht Psilocybin) an der Charité Berlin haben, melden Sie sich bitte unter dieser E-Mail-Adresse: psychedelika-studien@charite.de

Gibt es Möglichkeiten, sich an der Studie zu beteiligen?
Nein, Sie können aber Ihre PatientInnen an die Studienzentren in Mannheim oder Berlin überweisen.

Kann ich mich akademisch engagieren? Und gibt es offene Stellen?
Leider nein. Derzeit ist die Studie zu weit fortgeschritten, um neue Mitglieder ins Team aufzunehmen.

Welche Ausbildung muss ich absolvieren, um selbst psychedelische Therapien durchzuführen?
Unsere Kooperationspartner MIND bietet ab Frühsommer 2021 in Kooperation mit dem Studienleiter und internationalen Universitäten eine Weiterbildung in Augmentierter Psychotherapie an. Diese wird nach Zulassung psychedelischer Substanzen auch zur Anwendung derselben im Rahmen einer Psychotherapie qualifizieren.


Für JournalistInnen

Was ist psychedelische Therapie?
Psychedelische Therapie ist eine neue Form der Therapie, bei der wenige Male eine psychedelisch wirksame Substanz (z. B. Psilocybin) mit psychotherapeutischer Begleitung eingesetzt wird. Obwohl der Einsatz psychedelischer Substanzen seit Jahrtausenden in einigen traditionellen Heilsystemen erfolgt und bereits seit den 1950ern eine erste Welle psychedelischer Therapien entwickelt wurde, werden diese Substanzen nun erstmals in modernen klinischen Studien auf ihre Sicherheit und Wirksamkeit bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen untersucht.

Was sind Psychedelika?
Psychedelika sind eine eigene Klasse von Substanzen, deren Hauptwirkung am Serotonin-5-HT2A-Rezeptor vermittelt wird. Sie lösen tagtraumähnliche, stark emotionalisierende und oft wahrnehmungsverändernde Prozesse aus, die es PatientInnen ermöglichen, neue Erfahrungen zu machen.

Zu den klassischen Psychedelika werden LSD, Psilocybin, Meskalin, DMT und manchmal auch Ibogain gezählt. Das in manchen Wirkungen mit Psychedelika verwandte MDMA gehört eigentlich nicht zu dieser Substanzklasse, wird aber wie das Betäubungsmittel Ketamin gelegentlich dazugezählt, da es subjektiv ähnliche Wirkungen zeigt. Es gibt außerdem zahlreiche neuere Psychedelika, die in den letzten Jahrzehnten in chemischen Forschungseinrichtungen und neuerdings in universitären Laboren oder pharmazeutischen Unternehmen entwickelt werden. Die meisten Psychedelika sind heute aufgrund von Gesetzen nicht verkehrs- oder verschreibungsfähig. In den USA und der EU befinden sich einige psychedelische Substanzen in der Prüfung in klinischen Studien der Phasen 1 bis 3 zum Einsatz in der Medizin.

Was ist Psilocybin?
Psilocybin ist ein Wirkstoff aus Pilzen der Gattung Kahlköpfe. Im menschlichen Körper wird Psilocybin in Psilocin umgewandelt, das dann durch seine Wirkung am serotonergen 5-HT2A-Rezeptor die psychedelische Wirkung auslöst.

Ist die Behandlung mit Psilocybin legal?
Es gibt zahlreiche präklinische Studien (d. h. an Zellen und mit Tieren) sowie zunehmend auch klinische Studien mit psychedelischen Substanzen an Universitäten und im Rahmen von pharmazeutischen Studien. Diese haben alle ein behördliches Zulassungsverfahren durchlaufen und sind deshalb legal. Den zuständigen ForscherInnen müssen zusätzlich entsprechende Umgangsgenehmigungen für die jeweiligen Substanzen durch die Bundesopiumstelle erteilt werden.  Der Verkehr oder gar die Verschreibung von psychedelischen Substanzen außerhalb solcher Studien ist nicht legal. Eine Verschreibung dieser Substanzen wird erst möglich sein, wenn diese ein Zulassungsverfahren für Medikamente durchlaufen haben. Bei entsprechend positiven Studienergebnissen werden die ersten verschreibungsfähigen psychedelischen Substanzen Mitte der 2020er Jahre erwartet (vermutlich Psilocybin und das in seiner Wirkung mit den Psychedelika verwandte MDMA).

Ist Psilocybin eine Droge?
Ja und nein. Der Begriff Droge wird im allgemeinen Sprachgebrauch oft in einer ängstlichen oder warnenden Weise verwendet, wenn damit Substanzen gemeint sind, die im Gegensatz zu Alkohol, Nikotin oder Kaffee illegal sind. Im weiteren und fachlichen Sinn werden als Droge aber alle psychoaktiven Substanzen bezeichnet, also Stoffe, die die Wahrnehmung und das Erleben verändern, was wiederum zur Veränderung von Verhaltensweisen führen kann.

Psilocybin erzeugt eine Art „Rauschzustand“, auch verändertes Wachbewusstsein genannt. Dieser Zustand ist vorübergehend und kann vermutlich in einem therapeutischen Umfeld heilsame Wirkungen entfalten. Psilocybin macht nicht körperlich abhängig und es sind nur sehr wenige Fälle bekannt, in denen Menschen eine Art psychische Gewöhnung an Psilocybin entwickelt haben.

Welche Nebenwirkungen hat Psilocybin?
Jede psychoaktive Substanz kann auch negative Begleitwirkungen haben. Man versucht, diese negativen Wirkungen durch die Gestaltung einer positiven, sicheren Umgebung mit vertrauenswürdigen Menschen (ÄrztInnn und PsychotherapeutInnen) auszuschließen. Der Einsatz von Psilocybin in modernen therapeutischen Umgebungen hat sich als sicher erwiesen. Dennoch kann es in Einzelfällen zu vorübergehenden Zuständen von Verwirrung und psychotischen Episoden kommen, die in der Regel rasch wieder abklingen. Starke Emotionen und tagtraumähnliche Zustände sind häufiger.

Was sollte man als JournalistIn bei der Berichterstattung über psychedelische Therapie bzw. Psilocybin-Depressionsbehandlung beachten?
Informieren Sie sich über wissenschaftliche Studien und journalistische Publikationen. Unser Studienpartner MIND Foundation hat eine Liste mit wissenschaftlichen Artikeln und relevanten journalistischen Publikationen zu dem komplexen Thema psychedelischer Therapie zusammengestellt. Es gibt einige Fallstricke, derer man sich bewusst sein sollte:

  • Psychedelische Therapien, wie sie in aktuellen Studien durchgeführt werden, sind keine Pharmakotherapie, sondern eine Kombination aus Pharmakotherapie und Psychotherapie oder sogenannte augmentierte Psychotherapie (verstärkte Psychotherapie).
  • Psychedelische Therapien sind nicht dasselbe wie der Gebrauch dieser Substanzen außerhalb therapeutischer Umgebungen, z. B. auf Partys oder „in Eigenregie“. Der therapeutische Kontext und ein therapeutisches Ziel verändern sogar die Wirkung dieser Substanzen und sind essenziell für ihre sichere Anwendung.
  • Psychedelische Therapien sollten nicht als „Drogengebrauch“ bezeichnet werden; ansonsten wäre auch die Anwendung von Antidepressiva oder anderen Psychopharmaka als „Drogengebrauch“ zu bezeichnen.
  • Psychedelika haben wie alle anderen Substanz(klassen) gewünschte Effekte und Nebenwirkungen. Die Tatsache, dass einige Menschen diese Substanzen im privaten Umfeld konsumieren oder missbräuchlich nutzen, sagt kaum etwas über deren therapeutischen Nutzen aus. Dies gilt zum Beispiel auch für Opiate.
  • Psychedelische Therapie im Rahmen moderner klinischer Studien ist nicht dasselbe wie Untergrundtherapie mit psychedelischen Substanzen. Die heimlichen Umstände und der Gebrauch einer illegalen Substanz schaffen ungünstige, manchmal sehr negative Umstände für PatientInnen. Diese haben auch missliche Wirkungen auf die Patient-Therapeuten-Beziehung, da sie Erpressbarkeit und gegenseitige Abhängigkeit von Patient und Therapeut begünstigen. Die in solchen Untergrundtherapien verwendeten Substanzen sind oftmals nicht rein und haben in der Vergangenheit in einzelnen Fällen zu Unfällen und sogar Todesfällen geführt.
  • Psychedelische Therapie ist nicht gleich psycholytische Therapie. Letztere ist ein weitgehend historisches Therapieverfahren. Keine der modernen Studien mit Psychedelika hat bislang die psycholytische Therapie als konzeptuellen Rahmen verwendet.
  • Psychedelische Therapie ist keine spirituelle Therapie, auch wenn einige Patienten von psychospirituellen Erlebnissen berichten, die einen wesentlichen Teil des Behandlungserfolges darstellen können, aber nicht müssen.

Wissen ÄrztInnen und PsychotherapeutInnen im Regelfall, wie die psychedelische Behandlung durchgeführt wird?
Viele ÄrztInnen und PsychotherapeutInnen haben noch nie von moderner psychedelischer Therapie gehört, wohl aber von Untergrundverfahren und psychiatrischen Komplikationen beim Eigengebrauch dieser Substanzen. Viele ärztliche KollegInnen kennen die Studienlage noch nicht. Eine Übersicht neuerer Studien findet sich auf der Website unsers Studienpartners MIND Foundation.

Einige Suchtmediziner bezeichnen Psychedelika als Suchtstoffe. Dies entspricht nicht dem wissenschaftlichen Kenntnisstand.

Sind Psychedelika „Partydrogen“?

Es gibt Menschen, die Psychedelika im Rahmen von Parties und Festivals nutzen. Die therapeutische Umgebung und die Absicht einen therapeutischen Prozess mit diesen Substanzen zu gestalten verändert deren Wirkung und das für den klinischen Gebrauch wichtige Beziehungsgeschehen zwischen Therapeut und Patient.

Welche Bedeutung haben Set und-Setting bei der Behandlung mit Psychedelika?
Der Kontext, in dem psychedelische Behandlungen stattfinden, ist entscheidend für deren akute Effekte sowie die therapeutische Wirksamkeit. Wenn psychedelische Erfahrungen auch außerhalb von Therapien eine positive und therapeutische Wirkung haben, sind häufig ähnliche Faktoren in der Umgebung anzutreffen wie in Therapien. Als Setting bezeichnet man die vielfachen Wirkungen der Umgebung (Geräusche, visuelle und haptische Reize, Kälte und Musik), als Set die innere Einstellung, die Emotionen und Gedanken, Motive und Erwartungen einer Person.

Werden Psychedelika die Psychiatrie und Psychotherapie grundlegend verändern?
Das weiß noch niemand. Viele Menschen oder Pharmafirmen, die am Zulassungsprozess für Psychedelika arbeiten, behaupten dies. Falls die bevorstehenden Studien mit Psychedelika gute Ergebnisse zeigen, ist die nächste Herausforderung, eine klinisches Infrastruktur zu gestalten, in der die Therapie mit Psychedelika auch außerhalb von Universitäten und Studien sicher und zuverlässig durchgeführt werden kann.

Wann wird Psilocybin als reguläres Medikament verfügbar sein?
Bei entsprechend positiven Studienergebnissen ist möglicherweise Mitte der 2020er Jahre oder etwas später mit einer Zulassung von Psilocybin als Therapeutikum zu rechnen.  Diese wird dann in verschiedenen Ländern je nach Rechtslage und Zulassungsprozess früher oder später erfolgen.

Kann psychedelische Behandlung alleine und zu Hause durchgeführt werden?
Von einer Selbstbehandlung zuhause ist abzuraten, da die Gefahren größer und unterstützende, gut ausgebildete Begleitpersonen häufig nicht vorhanden sind.

Welche Ausbildung braucht man, um psychedelische Therapie durchzuführen?
Wie jede Therapieform und ärztliche Behandlung benötigt psychedelische Therapie Aus- und Weiterbildung. Derzeit entstehen die ersten Weiterbildungsinstitute.

Wen kann ich für weitere Informationen über die Studie und den Studienfortschritt/die Studienergebnisse befragen?
Beide Studienzentren (ZI in Mannheim und Charité Berlin, Campus Mitte) sowie die Studienpartner MIND Foundation haben Beauftragte für die Pressearbeit.

Darf ich die TeilnehmerInnen der Studie zu ihren Erfahrungen befragen?
Sie dürfen die Studienteilnehmer nach Abschluss des gesamten Projekts befragen (voraussichtlich im Jahr 2023/24), wenn diese damit einverstanden sind. Die Herausgabe von Kontaktdaten unserer Patienten von unserer Seite an Dritte (z. B. Journalisten oder andere Außenstehende) ist rechtlich ausgeschlossen.

Wann darf ich meinen Artikel veröffentlichen?
Dies hängt davon ab, welche Informationen in Ihrem Artikel enthalten sind. Stimmen Sie sich hierfür bitte unbedingt mit den Pressestellen der beteiligten Institutionen ab.